Case

Definition

Eine Fallstudie bzw. Case Study kann vereinfacht als die Darstellung einer konkreten Situation aus der betrieblichen Praxis verstanden werden.

Case Studies...

  • beschreiben eine reale Situation,

  • sind textliche Darstellungen, die die Realität mit Fallstricken, Missverständnissen, Nebensächlichkeiten, irrelevanten Details etc. wiedergeben,

  • enthalten keine vorselektierten-/sortierten Informationen.

Ablauf

Die Bearbeitung einer Case Study erfolgt meist in vier Phasen:

  1. Konfrontation mit dem Fall

  2. Auswertung der Informationen

  3. Entscheidungsfindung (in der Gruppe)

  4. Präsentation, Diskussion und Dokumentation der Ergebnisse

Formen und Arten

Es lassen sich vier grundsätzliche Arten von Case Studies unterscheiden (ELLET, 2007):

  • Problemsituation

  • Entscheidungssituation

  • Bewertungssituation

  • Situationen, die Regeln unterliegen

Viele Case Studies können jedoch auch eine Mischform dieser vier Grundarten darstellen.

Problemsituation

Es wird ein wichtiges Resultat/Finanzergebnis beschrieben (positiv oder negativ), jedoch ohne Begründung für die Ursachen.

Beispiel:

  • ein motivierter Manager, der eine neue Vertriebsstrategie einführt, aber die Mitarbeiter ziehen nicht mit (Resultat). Frage: Warum? Ursachen?

  • Eine Produktverbesserung wurde eingeführt, aber die Kunden reagieren nicht wie gewünscht (Resultat). Frage: Warum? Ursachen?

Lösungsstrategie:

  1. Klare Beschreibung des Problems

  2. Erklären des Problems in Bezug zur Ursache setzen ggf. Anwendung von Tools etc.

  3. Lösung erarbeiten

Entscheidungssituation

Es wird eine Situation beschrieben, in der eine explizite Entscheidung getroffen werden muss oder bereits getroffen wurde, z.B. eine Investitionsentscheidung.

Lösungsstrategie:

  1. Benennen und erläutern der Entscheidung z.B. welche Strategie? (statt „welches Produkt?“)

  2. Entscheidungskriterien ableiten: ohne Kriterien ist keine rationale Entscheidung möglich

  3. Suche/Auswerten von Belegen

  4. Gesamturteil: Abgleich zwischen Kriterien und Belegen

Wichtige Faktoren:

  • Berücksichtigen von Entscheidungsalternativen. Diese sind häufig nicht angegeben.

  • Betriebswirtschaftliche Entscheidungen entstehen meist durch ein Abwägen. Es gibt keine objektiv richtige Entscheidung, die gute Entscheidung bringt lediglich mehr Vorteile als die Alternative.

Bewertungssituation

Bewertungen drücken ein Urteil über den Wert, den Nutzen und die Effektivität aus.

Lösungsstrategie:

  1. Definieren von Kriterien (Auswahl geeigneter Methoden)

  2. Suche von Informationen/Belegen in der Case Study (vor dem Hintergrund der gewählten Kriterien)

  3. Gesamturteil: Abgleich zwischen Kriterien und Belegen

Wichtige Faktoren:

  • Es sollten positive/negative Aspekte benannt werden, eine Führungspersönlichkeit kann z.B. Stärken und Schwächen haben.

Situationen, die Regeln unterliegen

Diese Art der Case Study kann oft sehr nahe an der klassischen Übungsaufgabe liegen. Situationen, die Regeln unterliegen, beziehen sich oft auf quantitative Methoden wie Barwert- oder Break-Even-Berechnungen. Auch hier können Unklarheiten und Annahmen über die Zukunft bestehen.

Wichtige Faktoren:

  • Es sollte zwischen der Anwendung von Regeln und der Interpretation der Ergebnisse unterschieden werden

Projekt-Kompetenzansatz vs. Case Study-Methode

Der Projekt-Kompetenzansatz und die Case Study-Methode teilen das gemeinsame Element des Wissenstransfers vom theoretischen in den praktischen Anwendungskontext. Der Projekt-Kompetenzansatz der Steinbeis Hochschule geht jedoch über den Case Study-Ansatz der Harvard Business School (HBS) hinaus, da er den Transfer in die reale Unternehmenswirklichkeit ermöglicht. Die Case Study kann somit als eine Vorstufe des Transfers im Rahmen des Projekt-Kompetenzansatzes verstanden werden. Hieraus erklärt sich die Bedeutung und der Umfang, den die Case Study-Arbeit in allen Studiengängen der SMT einnimmt.

Real Case Approach

Mit dem Real Case Approach erweitert die SMT die Case Study Methode in die reale Praxis der Unternehmen. Dabei werden die Studierenden mit einer betrieblichen Situation in einem realen Unternehmen konfrontiert.

Die Fragestellungen können den oben genannten vier Kategorien von Case Studies zugeordnet werden. Hierbei können die beschriebenen Lösungsstrategien für Case Studies Anwendung finden.

Bewertung

D ie Case Study ist eine gruppenbasierte Form des Leistungsnachweises, welche individuell benotet wird. Grundlage der Bewertung bildet dabei ein standardisierter Begutachtungsbogen.

Die Studierenden reichen individuelle Berichte ihrer Arbeit an den Case Studies ein. In diesen Berichten sollten die folgenden Punkte verdeutlicht werden:

  • Die Gedanken und Überlegungen des Studierenden bei der Erstellung der Präsentation, insbesondere in Bezug auf die für ihn/sie verantwortlichen PowerPoint-Folien.

  • Die Hintergründe und Einzelheiten der einzelnen Folien und genannten Eckpunkte der Präsentation.

  • Die durchgeführte Recherche und die daraus resultierenden Ergebnisse.